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Ein Kultobjekt, das verbindet

Morgen Samstag um Punkt 12 Uhr läutet die Messeglocke der Martinskirche die 550. Herbstmesse ein. Dies nehmen wir zum Anlass, um das Karussellpferd und das «Kultkarussell» zu würdigen und eine Geschichte zu erzählen, welche die Wichtigkeit der Herkunft von Objekten aufzeigt.

Kopf eines Karussellpferds links, mit farbenprächtigem Zaumzeug, im Hintergrund Wand mit kleinen Spielzeugtieren

Blick in die Ausstellung «tierisch! Keine Kultur ohne Tiere»

Nostalgie und Verzauberung

Glänzende Kinderaugen, strahlende Gesichter – ein Karussellpferd erfreut die Gemüter von Gross und Klein. Während es bei den Grossen Erinnerungen und eine gewisse Nostalgie hervorruft, werden die Kleinen in eine verzauberte, verspielte Welt versetzt.

Ein Karussellpferd aus dem Jahr 1880 aus Basel kann derzeit in unserer Ausstellung «tierisch! Keine Kultur ohne Tiere» bewundert werden. Vielleicht hilft sein Anblick etwas über die Wehmut hinweg, die wegen des Ausfalls der «Resslirytti» der Schaustellerfamilie Roie auf dem Petersplatz entsteht, welche leider den Corona-Auflagen zum Opfer fällt (siehe Bericht von Keine «Resslirytti» auf dem Petersplatz - Telebasel).

 

Blauer und grüner Stein in dekorativer Blüte auf rotem beziehungsweise gelbem Band

Details als Zeitdokument der Beschaffenheit solcher Objekte von 1880

Historisches Ausmass hinter der Provenienz

Die Geschichte hinter dem Karussellpferd und seinem ehemaligen Besitzer lässt tief in die Stadtgeschichte blicken. Es gehörte nämlich einst Hans-Peter His (1906-1974), einem bekannten Maler, Architekten und Spielzeugsammler aus Basel.

In seiner umfangreichen Sammlung steckt viel Wissen. Wissen um die Vergangenheit, um Material und Design. Zum Ende seiner Lebtage schenkte er seine Preziosen dem Museum der Kulturen Basel und noch heute beglücken sie in unserem Haus oder im Museum Kultur & Spiel Riehen viele Bewunderinnen und Bewunderer.

Hans-Peter His entstammt einem alten Stadtgeschlecht. Sein Ururgrossvater war der liberale Revolutionär Peter Ochs, der nebst seiner politischen und diplomatischen Laufbahn ein begnadeter Sammler war. Eine Auswahl seiner Objekte werden aktuell im Historischen Museum Basel ausgestellt.

Ochs gründete als treibende Kraft 1798 die Helvetische Republik mit und setzte sich bereits im 18. Jahrhundert für Menschenrechte und politische Gleichheit aller SchweizerInnen ein. 1803 wurde die Tochterrepublik der Französischen Republik zwar wieder aufgelöst, rückblickend jedoch haben sich viele seiner Vorstellungen eines freiheitlichen Verfassungsstaats in den folgenden Jahrzehnten verwirklicht.

Ende des Sattels ist in Form eines Adlers mit schwarzem Schnabel, rotem Kopf, gelber Haube und blau-gelben Flügeln

Reitsattelhalter in Form eines Adlerkopfes, geschnitzt aus Holz, lackiert und bemalt

Hommage an das Kultkarussell

Es ist faszinierend, auf welche Erkenntnisse und geschichtsträchtigen Informationen uns dieses eine Karussellpferd stossen liess. Ein kleines Stück Aufklärung.

Nur schade, wird es uns und unseren Kindern dieses Jahr verwehrt, auf einem solchen Schmuckstück sich im Kreise hoch und runter zu bewegen, angetrieben von Jahrmarktmusik aus der Karussellkapelle. Es werden uns keine Erinnerungen daran bleiben. Das Schöne an solchen Kultbahnen und Kultobjekten sind doch diese kollektiven Erinnerungen an Erlebnisse, die wir Alt und Jung, Gross und Klein gerne teilen und die uns zeitlos miteinander verbinden. 

Hommage an das Kultkarussell

«Resslirytti» der Schaustellerfamilie Roie auf dem Petersplatz (Quelle bs.ch)