Alles lebt

mehr als menschliche Welten

Dauerausstellung ab 8. September 2023

Wie wäre es, wenn wir Berge, Flüsse, Tiere und Pflanzen als gleichberechtigte Wesen anerkennen? Würden wir Menschen mit der Erde und ihren Bewohner*innen anders umgehen? Die Ausstellung zeigt anhand von Beispielen aus anderen Regionen, dass es ein alternatives Miteinander gibt – und eine Zukunft.

Bäume sind für die Kamilaroi in Australien mehr als nur Bäume. Sie sind Vorfahren und werden als Familienmitglieder behandelt. Sie tragen viel Wissen in sich, das von ihren Nachkommen abgeholt wird.

Ein Teil eines solchen Baums kam 1940 via ein australisches Museum in die MKB-Sammlung. Er war mit vielen anderen «entfernt» worden. Im Dezember 2022 nahmen Vertreter der Kamilaroi eine Zeremonie vor, mit der sie den Baum wieder mit der Gemeinschaft verbanden.

Tagebücher von Bruno Manser
Der Baum bildet den Auftakt zur Ausstellung, die sich mit der Beziehung der Menschen zur Mitwelt befasst. D.h. zu Bergen, Flüssen, Tieren, Pflanzen, Pilzen, Geistwesen und Ahnen.

165 Exponate zeigen, wie für andere Kulturen alles auf der Erde lebendig ist. Die Mitwelt besteht für sie aus denkenden und fühlenden Wesen, die gleichberechtigt sind und nicht einfach ausgebeutet werden.

Wie es gehen könnte, veranschaulichen die Tagebücher des Basler Umweltaktivisten Bruno Manser, der auf Borneo mit den Penan für den Erhalt des Regenwalds kämpfte. Erstmals präsentiert das MKB 20 Originalseiten.

Geistwesen in Gemüse
Auch auf Bildern aus Südamerika herrscht ein ausgewogenes Geben und Nehmen. Tiereltern werden vor der Jagd konsultiert und Fischer fangen nur so viel, wie sie zum Leben brauchen.

In der Karibik sorgen Geistwesen für die Balance im Kosmos und erscheinen auf Gemälden von inspirierten Künstler*innen. Hier wirkt der Gartengeist, in Südamerika beeinflussen Gemüsegeister die Ernte. Um sie gnädig zu stimmen, werden sie in Scherenschnitten dargestellt und durch das Aufklappen aktiviert.

Pilze im Film
Auf australischen Rindenmalereien fährt der Blitzgeist ein, tauchen Wassergeist und Regenbogenschlange auf. Sie alle zeigen, dass eine Existenz nur dank anderer möglich ist und wie alle Wesen der Welt miteinander vernetzt sind.

Paradebeispiele hierfür sind die Bienen und Pilze. In Slowenien erhielten Bienen als Dank bemalte Behausungen. Zu sehen sind in der Ausstellung auch Ausschnitte aus den Filmen «More than Honey» von Markus Imhoof sowie «The Mushroom Speaks» von Marion Neumann.

Opfergabe für Mutter Erde
Besondere Verehrung und einen speziellen Status geniessen Erde und Wasser in Südamerika, Ozeanien und Afrika. Mit Altären und Opfergaben wird Pachamama, Mutter Erde, gehuldigt. Sie gilt in Ecuador als juristische Person. Genau wie der Whanganui River in Neuseeland. In Mali sind Mami Wata, Mutter Wasser, exquisite Hinterglasmalereien gewidmet.

Die Ausstellung motiviert, über ein alternatives Miteinander nachzudenken. Die Besucher*innen können sogar selber Hand anlegen: Sie dürfen an einem vielwurzeligen Riesenbaum weiterknüpfen, den das Basler Institut für Textiles Forschen konzipiert hat – angeregt durch die Tagebuch-Zeichnungen Bruno Mansers.

Die Begleitpublikation «Alles lebt» ist auf Deutsch und Englisch im Museumsshop oder im Buchhandel erhältlich.

ISBN 978-3-7757-5623-5 (Deutsch)

ISBN 978-3-7757-5624-2 (Englisch)