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Wieso das Sepik-Gebiet?

Um die 14 000 Dias im MKB dokumentieren Reisen des Ethnologen Meinhard Schuster in das Sepik-Gebiet. Sie werden digitalisiert, um die Sammlung öffentlich zugänglich zu machen.

Ein Mann in kurzer beiger Hose und weissem, kurzärmeligem Hemd fotografiert gebückt einen Gegenstand aus Holz unter Holzbalken. Darunter fliesst Wasser.

Meinhard Schuster fotografiert ein Kultkrokodil unter einem Männerhaus am 25.1.1973 in Konmei © Gisela Schuster

Im Jahr 1979 beschrieb Meinhard Schuster in seinem Text «Ethnologische Feldforschung in Papua New Guinea», wie das mittlere Sepik-Gebiet zu seinem Forschungsschwerpunkt wurde. Die methodische Ausrichtung der Ethnologie zu jener Zeit sah vor, bestehende Forschungsergebnisse und -daten kontinuierlich zu validieren. Um vergleichbare «Daten» zu gewinnen, wurden mehrere Forschungsteams parallel in «kulturell nahen» Dörfern platziert.

Andere Expeditionen führten wiederum gezielt in Regionen, die bereits bereist worden waren, um bestehende Forschungsergebnisse mit neuen Beobachtungen zu ergänzen oder zu vergleichen. Schuster selbst verstand seine Forschungsreisen als Teil solcher «restudies» – eine wiederholte Rückkehr in ein Dorf, um tiefere Einblicke in Strukturen und Praktiken zu gewinnen.

In den Fussstapfen von ...

Die Entscheidung, sich auf das mittlere Sepik-Gebiet zu konzentrieren, war Teil eines geografischen Eingrenzungsprozesses, der mit den Forschungsreisen des Basler Ethnologen Fritz Sarasin nach Melanesien zwischen 1910 und 1912 begann. Ab 1915 widmete sich auch Paul Wirz verstärkt Papua-Neuguinea. In den 1930er-Jahren bereiste Felix Speiser erstmals das mittlere Sepik-Gebiet, gefolgt von Alfred Bühler in den 1950er-Jahren.

Schwarzweissbild auf einer Karteikarte. Auf dem Bild ist eine Flusslandschaft zu sehen. Um das Bild herum sind Notizen in schwarzer Schrift notiert.

Ambunti mit Blick nach Süden, gemacht 1930 am Mittel-Sepik © Felix Speiser

1961 trat Meinhard Schuster in diese Fussstapfen und unternahm gemeinsam mit Eike Haberland seine erste Reise in das mittlere Sepik-Gebiet. Zwischen 1965 und 1967 folgte eine weitere, längere Expedition zusammen mit seiner Ehefrau Gisela Schuster und dem damaligen Forschungsassistenten Christian Kaufmann.

Als Kurator

Nach seiner Rückkehr arbeitete Schuster als Kurator am damaligen Museum für Völkerkunde in Basel. Vor diesem Hintergrund fand auch Schusters zweite grössere Expedition in das Sepik-Gebiet statt, von 1972 bis 1973 gemeinsam mit dem Ethnologischen Seminar der Universität Basel. Weitere kürzere Reisen folgten.

Neun Männer transportieren eine riesige Holzkiste. Links davon ist grad noch ein Boot zu sehen. Rechts stehen weitere Männer und eine Holzhütte.

Die Sammlung der Expedition Schuster wird auf das Missionsschiff Marova geladen, am 27.12.1966 © Gisela Schuster

Rumpf eines Flugzeuges mit einem grossen weissen T auf der Heckflosse. Aus dem Flugzeug steigen Menschen und laufen übers Rollfeld.

Ankunft der Basler Studierenden am 2.10.1972 in Wewak © Gisela Schuster

Eine eindrückliche Dia-Sammlung von rund 14 000 Fotografien dokumentiert Schusters Reisen in das Sepik-Gebiet. Sie zeigen nicht nur Artefakte und Landschaften, sondern auch alltägliche Szenen, Begegnungen und Arbeitsweisen ethnografischer Feldforschung.

In einer Hütte aus Holz mit vielen Fenstern hocken zwei Männer auf zwei niedrigen Klappstühlen respektive Hockern. Sie haben beide Papierdokumente auf den Knien und schauen darauf. Neben ihnen steht links ein Tisch, auf dem Tassen, Teekocher, ein Radio und viele Dinge mehr stehen und liegen. Rechts von ihnen ist ein Büchergestell zu sehen, auf dem Lampen stehen.

Wohnung der Schusters in Aibom am 1.10.1972 © Gisela Schuster

In einem Palmenwald stehen und hocken drei Personen, umgeben von Farnen.

Gisela Schuster beim Inventarisieren der Felsplätze am 8.3.1973 in Aibom © Meinhard Schuster

Die umfangreiche Dia-Sammlung wird nun gemeinsam mit ihren Metadaten digital in die Datenbank des MKB überführt. Ziel ist es, die Sammlung öffentlich zugänglich und nutzbar zu machen.

Im Dialog

Schuster hielt bereits 1979 fest, dass zur ethnologischen Forschung zunehmend auch die Aufgabe gehöre, Forschungsergebnisse den Herkunftsgemeinschaften verfügbar zu machen. Gleichzeitig sollten die Erkenntnisse in Basel Resonanz finden.

Auf einem Rasenstück vor zwei grossen Holzhütten stehen drei Männer und diskutieren. Sie schauen dabei auf vier Gefässe, die vor ihnen liegen.

Christian Kaufmann im Gespräch mit einem Einheimischen am 19.6.1966 in Meno © Ehepaar Schuster

Schuster initiierte die Digitalisierung und Erfassung der Dia-Positive mit dem Anliegen, die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen und seine Fotografien sowohl in Basel als auch in Papua-Neuguinea zur Verfügung zu stellen. Seine Arbeit verstand er nicht als Abschluss, sondern als Teil eines fortlaufenden Dialogs mit der Region – als weiteres Glied in einer sich stets weiterentwickelnden Kette ethnologischer Begegnungen.