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Stück für Stück

Umziehen gehört zum Leben dazu. Mal ändern sich die Lebensumstände, mal sehnt man sich nach etwas Neuem. Auch im Museum findet momentan ein Umzug statt. Dieser ist aber um einiges aufwendiger als der einer Privatperson.

Alles in Kisten stecken, beschriften und an den neuen Ort fahren? Fehlanzeige. Wir sprechen bei diesem Umzug immerhin von 6000 Objekten, die allesamt fein säuberlich dokumentiert, konservatorisch behandelt und verpackt werden wollen.

Im Bild zu sehen ist ein ca. 15 Meter langer Gang, der rechts und links von verschiebbaren, grauen Schränken gesäumt ist. Diese beherbergen bis zu 6'000 Objekte.

Rechts ist ein grosser Teil schon getan – links warten noch viele hundert Objekte.

Altes neu entdecken

«Sind alle da?», fragt Isabella Bozsa, Kuratorin Afrika, aktuell häufig in die Runde. Der erste Schritt beim Umzug ist nämlich die Standortkontrolle. Die 6000 Objekte, die es umzuziehen gilt, sind ein Teil der Afrika-Sammlung aus dem «Fischkeller» genannten Depot am Münsterplatz. Sie werden in eines der zwei neueren Museumsdepots verschoben. Die Umzugsvorbereitungen bieten Isabella Bozsa und ihren Assistenten ausserdem die wertvolle Gelegenheit, die Afrika-Sammlung besser kennenzulernen, die insgesamt über mehr als 30‘000 Objekte umfasst. Immer wieder werden da neue Entdeckungen gemacht.

Der Fischkeller heisst so, weil das Naturhistorische Museum Basel diesen vor vielen Jahren nutzte, um in Formalin eingelegte Fische zu lagern. Die Fische mussten  damals weichen. Zum Beispiel, um Platz für diese Figuren zu schaffen:

Kleinere Objekte, etwa so gross wie eine Hand, liegen in einer Holzschachtel und erhalten ihr neues Etikett.

Jedem Objekt ein Etikett. Mit Strichcode, damit sie leichter zu erfassen sind.

Das Etikett wird mit weissem Faden an den Objekten befestigt. «Aagchnüppelet», sagt ein Assistent dazu. Man schaut zu und staunt, in welchem Tempo das passiert. Viele private Umzüge geschehen unter Zeitdruck, bei diesem gibt es aber glücklicherweise keinen drohenden Kündigungstermin. Es muss schliesslich gründlich gearbeitet werden, damit man in einigen Jahrzehnten nicht wieder vor denselben Herausforderungen steht.

An einem der Schränke hängt eine Botschaft, mit schwarz und pink geschrieben auf Post-Its.

Kommunikation ist wichtig und geschieht auch durch Post-Its

Trotzdem braucht man für die Arbeit im engen Fischkeller ganz bestimmte Fähigkeiten. «Improvisationstalent ist wichtig», sagt Isabella Bozsa, man habe ja nur wenig Platz für die anfallenden Arbeiten.

«Smart Working» lautet die Devise

Ein Beispiel dafür ist das Fotostudio, in welchem die Objekte für die digitale Datenbank abgelichtet werden. Es zeugt von fortgeschrittener Improvisationskunst. Eine weisse Fläche, abgerundet, wird beleuchtet von zwei Scheinwerfern der Konservierungsabteilung. Simpel und platzsparend.

Eine etwa handgrosse Figur wartet vor der weissen Fotowand darauf, abgelichtet zu werden. Davor eine Farbpalette.

Auf den Fototermin wartend: ein Objekt aus Sierra Leone

Stück für Stück, Station um Station

Und so werden die Objekte Stück für Stück in die Hand genommen, fotografiert, gemessen und die Dokumentation in der Datenbank ergänzt. Davon wird bei jedweder zukünftigen Arbeit mit den Objekten profitiert – sei es zu Forschungszwecken oder für Ausstellungen.

Danach werden die Objekte von der Abteilung Restaurierung & Konservierung unter die Lupe genommen und schliesslich durch die Abteilung Sammlungsverwaltung an ihren neuen Depotstandort transportiert. Der nächste Halt der Figuren ist aber zunächst die Stickstoffanlage, wo sie zwei Monate behandelt werden, um möglichen Schädlingsbefall auszuschliessen. Erst danach dürfen sie das grosse Depot ihr neues Zuhause nennen.