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Geheimnis-
krämerin

Eine Holzfigure sitzt auf einem Zeremonialstab. Es handelt sich um eine Frau. Sie sitzt aufrecht und hat die Hände über der Brust gefaltet. Sie hütet Geheimnisse.

Trägerin von königlichen Geheimnissen

«Aber gell, du verrätst das niemandem.» Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Und Sie sicher auch.

Es gibt äusserst verschwiegene Leute, die ihre Geheimnisse für sich behalten. Ein Leben lang. Und sie sogar ins Grab mitnehmen. Das ist in Ordnung. Sie alleine müssen damit klar kommen.

Viele Menschen jedoch plaudern ihre Geheimnisse aus. Das mag sie selber befreien, kann eventuell aber andere belasten. Die Mitwisser wissen nun etwas, das sie eigentlich nicht wissen dürften. Weitersagen können sie es nicht. Eine verzwickte Situation.

Manche sind jedoch als Geheimnisträger ungeeignet und offenbaren sich trotzdem weiteren Personen. Sie sind Klatschbasen oder möchten sich einfach wichtigmachen. Daher kommt das Wort Geheimniskrämer.

«Das bleibt unter uns.»

«Gell, du verrätst es nicht weiter.» Oder: «Gell, das bleibt unter uns.» Das Verschwiegenheitssiegel wird jedoch immer und immer wieder gebrochen. Deshalb hat das offene Geheimnis wohl auch Eingang in die Sprache gefunden.

Ich selber bin Geheimnisträgerin. Für mich sind das allerdings nicht wirklich Geheimnisse, sondern einfach äusserst private Angelegenheiten. Die gehen schlicht niemanden etwas an. Und ich lebe gut damit.

Nicht so gute Erfahrungen habe ich mit Geheimnissen gemacht, die mir anvertraut worden sind. Manche waren nicht weltbewegend und die habe ich einfach so zur Kenntnis genommen. Wenn ich anderen damit helfen konnte, gerne. Einige wenige Geheimnisse wurden aber zu einer Belastung. Sie stürzten mich teils in moralische Konflikte. Bis heute. Dennoch waren und sind sie bei mir sicher.

Wer was wissen darf

Damit habe ich einiges gemeinsam mit den Objekten, die wir in der Ausstellung «Das Geheimnis» ab April präsentieren. Sie sind Geheimnisträger – lüften aber, wer was wissen darf.

In unserer Gesellschaft scheinen übrigens alle alles wissen zu dürfen: Es ist unglaublich, was Menschen heute am Handy oder im Gruppenchat herausposaunen. Ich höre ungeniert zu, auf der Strasse, im Tram, im Zug etc. Ich kann ja oft gar nicht anders. Und ich staune. Vor allem über den letzten Satz solcher Diskussionen und Konversationen: «Aber gell, du verrätst das niemandem.»