Museum im Glück
Daruma ist einer der beliebtesten Glücksbringer in Japan. Durch den Sammler Jean-Jacques Britt kamen kürzlich einige hundert Darumas ins Museum. Wir nahmen einen Augenschein.

Sie zaubern Lächeln ins die Gesichter, auch wenn sie eher grimmig dreinschauen: die Darumas im Depot
«Dieser Daruma trägt ein Shibori-Tuch um den Kopf. Weil ich momentan eine Ausstellung zu dieser Falttechnik vorbereite, habe ich ihn zu einem meiner Lieblinge erkoren», sagt Kuratorin Stephanie Lovász lächelnd. Und greift zu einer anderen, eher birnenförmigen Figur. Dieser Daruma sähe doch aus wie der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl. Er zeigt, wie viel Humor auch in den japanischen Glücksbringern steckt.

Wem ähnelt dieser Daruma? Einem ehemaligen deutschen Politiker ...
Wir lachen noch öfter: über den Darumastick, mit dem Cocktails umgerührt werden können und der beim Schwenken Stielaugen bekommt, oder über die Hasenfigur, die eigentlich eine Glocke ist und einen Daruma im Arm hält. Lustig ist der Gewichtheber und Balancekünstler Daruma und auch die Velohupe.

Daruma amtet als Velohupe und als Sparkässeli
Einige hundert Darumas lagern in einem Rollkorpus im Depot am Tellplatz. Sie sind kürzlich ins Museum gekommen. Sie stammen aus der Sammlung von Jean-Jacques Britt, der im Baselbiet wohnte.

Künstlerische Darumas zieren Alltagsgegenstände, wie Kuratorin Stephanie Lovász zeigt
Er war ein grosser Kenner der japanischen Kultur, hatte viele Jahre dort gelebt und gearbeitet. Bereits als Kind besuchte er das Land mit seinen Eltern – er wuchs als Auslandschweizerkind in China auf – und knüpfte schon sehr früh eine enge Beziehung zu diesem Land und seiner Kultur.
An den Darumas faszinierte ihn die Geschichte, die dahintersteckt, erzählt seine Tochter Marie-Françoise Ruesch. Der Mönch Bodhidharma (ca. 440-528) soll neun Jahre lang meditiert haben, ohne sich zu bewegen. So fielen ihm Arme und Beine ab. Deshalb werden die «klassischen» Darumas auch kugelrund dargestellt – und unten beschwert, so dass sie wie ein Stehaufmännchen immer wieder «auf die Beine kommen – siebenmal hinfallen und achtmal aufstehen». (Mehr im Blogbeitrag zu Neujahr 2021).
Ausgesuchte Beispiele
Seit mehreren Jahrhunderten soll Daruma seinen Besitzer*innen Erfolg, Glück und Gesundheit bescheren. «Er erinnert daran, dass es Wert ist, Ziele beharrlich zu verfolgen. Er ist ein Mutmacher», sagt Stephanie Lovász. Er sei ein Symbol für Besessenheit in gutem Sinn, eine Charaktereigenschaft, die auch Sammler aufweisen würden.
Jean-Jacques Britt sammelte Darumas, die im über den Weg «liefen». Er suchte aber auch gezielt, etwa in Antiquitätenläden nach speziellen Exemplaren, wie seine Tochter berichtet. Da erwarb er etwa Rollbilder mit Abbildungen von Darumas und Netsuke, kleine geschnitzte Figuren, oft aus Elfenbein oder besonderen Hölzern.

Diese gezeichneten Darumas sind sich ähnlich und doch nicht
Die Bilder hingen bei den Britts zuhause an den Wänden, in einer Vitrine waren Netsuke ausgestellt. Der Vater präsentierte seine Daruma-Figuren im ganzen Haus, meist zu Weihnachten und Neujahr – wenn in Japan die Darumas vor allem verschenkt werden. Zu diesen Feiertagen schenkte er seinen Kindern und Enkelkindern zudem von ihm mit Darumas bemalte Steine.

Diese kleinen Glücksbringersteine hat der Sammler selbst bemalt
Neben künstlerisch und kunsthandwerklich wunderbaren Stücken, dazu zählen beeindruckende Kalligraphien, finden sich in den Gestellen im Museumsdepot auch Alltagsdinge: Sake-Schalen, Espresso- und Teetassen, ein Schulterklopfer, ein Zahnstocherbehälter etc. mit Darumas verziert oder in Daruma-Form. Eher kitschig sind Sparkässeli, Schmuckanhänger oder Handtaschen.

Die spielerische Note passt nicht so ganz zum immer ernst schauenden Daruma
Britt sammelte viel Spielzeug und deshalb befinden sich wohl auch viele spielerische Darumas in der Sammlung, u.a. als Kreisel oder Zauberwürfel. Stephanie Lovász beweist gleich eine glückliche Hand und würfelt eine 6 – Darum-Glück eben.
Da die Darumas nicht nur in Japan zum täglichen Leben gehören und die japanische Gesellschaft reflektieren, sondern auch in anderen Ländern als Glücksbringer immer verbreiteter sind – was sowohl die Kuratorin als auch Marie-Françoise Ruesch beobachten – verrät Stephanie Lovász, dass Darumas aus der Sammlung Britt sicher bald in Ausstellungen einfliessen werden. Vielleicht widmet sie ihnen sogar einmal eine eigene kleine Ausstellung?

Links im Rollgestellt sind Buddhas untergebracht, rechts neu die Darumas