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Gift im MKB?

Das MKB lässt eine Gruppe von Objekten aus Sri Lanka auf Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln testen.

Seit mehr als 100 Jahren bewahrt das MKB erfolgreich über 340'000 Objekte aus aller Welt auf. Die Konservierung der Gegenstände war und ist eine der Kernaufgaben des Museums.

Die Lebensdauer der Gegenstände wird verlängert, indem physikalische Schäden verhindert und chemische wie biologische Zersetzungsprozesse verzögert werden. Dabei halten die Verantwortlichen auch materialverwertende Insekten und Mikroorganismen von den «schmackhaften» Sammlungen fern. In den Depots am MKB bestehen die konservierenden Massnahmen heutzutage unter anderem darin, mechanische Belastungen durch optimierte Lagerung zu minimieren, für ein beständiges Raumklima zu sorgen und mithilfe von Stickstoffbehandlungen Insekten in allen Entwicklungsstadien abzutöten, bevor die Objekte eingelagert werden.

Für künftige Handhabe

Früher wurden in Museen auch verschiedene chemische Stoffe zur Schädlingsbekämpfung verwendet. Basel, mit seiner grossen Chemie- und Pharmaindustrie, war diesbezüglich ein optimaler Standort für den Bezug solcher Chemikalien. Aus den Archivakten geht hervor, dass das Museum sich von Ciba, Geigy und Sandoz beraten liess und dort benötigte Mittel bezog.

Auf einem langen Tisch mit weissem Tischtusch liegen verschiedene Objekte. Erkennbar sind vier Äxte, ein Seil, drei dunkelbraune Töpfe, die alle mit Etiketten versehen sind.

Die herausgelegten sri-lankischen Objekte sind bereit zur Messung

Auch wenn das MKB solche Stoffe schon länger nicht mehr verwendet, ist wahrscheinlich, dass sich an Objekten noch immer giftige Rückstände befinden. Deshalb reinigen die Mitarbeiter*innen des MKB die Objekte präventiv mit Staubsaugern und bewegen sie unter Verwendung von entsprechendem Arbeitsschutz.

Zum ersten Mal veranlasste das MKB nun an einer Auswahl von Objekten aus Sri-Lanka Messungen mit Röntgenfluoreszenzanalyse. Dies dient zum Ausschluss bzw. Nachweis sogenannter Markerelemente wie Chlor, Arsen, Blei und Quecksilber, die einen Hinweis auf die Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln geben können. Auf Grundlage der Messergebnisse kann eine Empfehlung zur Handhabe dieser spezifischen Sammlung entwickelt werden.

Analysen

Die zerstörungsfreien Messungen an den Objekten führen die beiden Naturwissenschaftlerinnen Dr. Vera Hubert und Dr. Tiziana Lombardo von der Konservierungsforschung am Sammlungszentrum des Schweizerischen Nationalmuseums in Affoltern am Albis durch. Bereits früh am Morgen haben sie ihre Instrumente am MKB aufgebaut. Sie benutzen ein portables Röntgenfluoreszenzanalysegerät (XRF/RFA-Handspektrometer), das mittels emittierter Röntgenstrahlen bestimmte chemische Elemente in der materiellen Zusammensetzung der Objekte detektiert.

Eine schwarze Kamera ruht auf einem bräunlichen Textil, das auf einem weissen Karton auf einem weissen Tisch liegt.

XRF/RFA-Handspektrometer: «Ready to Test»

Das Gerät, einem Strichcodelesegerät ähnelnd, wird von Vera Hubert auf einem Stativ fixiert. Sie platziert es gemeinsam mit der MKB-Restauratorin Judith Huber vorsichtig auf der Oberfläche des zu prüfenden Objekts. Eine eingebaute Kamera mit Monitor hilft, den Messsensor des Geräts an der passenden Stelle zu positionieren. Die Objektoberfläche an der Messstelle sollte möglichst eben sein, um nicht in erster Linie umgebende Luft einzumessen.

An drei Stellen messen

Das Gerät wird von einem Laptop auf dem Nebentisch gesteuert. An diesem sitzt Tiziana Lombardo und startet die Messung. Ein Leuchten am Gerät signalisiert, dass diese läuft. Das Gerät darf nicht bewegt werden und ein Sicherheitsabstand ist einzuhalten. Mit der Messung wird nebst der Art der chemischen Elemente deren Konzentration in ppm (mg/kg) erfasst, wobei diese aufgrund unterschiedlicher Dichte der Materialien nur näherungsweise als Hinweis dienen kann.

Eine Hand im blauen Handschuh hält eine Axt fest, auf deren Stielende ein graues Gerät ruht.

Die Messung einer Holzaxt mit Metallklinge

Jedes Objekt wird an drei verschiedenen Stellen gemessen, um sowohl die unterschiedlichen Materialien des Objekts zu untersuchen, als auch verschiedene Referenzpunkte für ein Objekt zu haben und so eine mögliche Fehlerquote zu verringern. Die Messungen erfordern viele kleine Handgriffe und sind repetitiv, doch erlauben sie es auch, die Objekte nochmals genauer zu betrachten.

Eine Art Kamera ist auf einem Stab montiert und wird an einen braunen Krug gehalten, der mit Seilen umspannt ist und in einem weissen Gefäss sitzt.

Ein bewegliches Stativ ermöglicht die Messung in unterschiedlichsten Positionen

Jedes Objekt birgt seine eigenen Herausforderungen. Unterschiedliche Materialkombinationen und Oberflächenbeschaffenheiten erfordern jeweils eine andere Vorgehensweise bei der Einstellung des Geräts. Der Arbeitstag, geprägt von guter Stimmung und kollegialem Austausch, vergeht schnell, und am Ende sind alle gewünschten Objekte gemessen.

Und die Resultate?

Für Tiziana Lombardo und Vera Hubert ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen. Die Analysenergebnisse müssen nun mit Referenzwerten abgeglichen und in einem Bericht kontextualisiert werden. Daraus ergeben sich dann auch Empfehlungen für die Handhabung der Objekte.

Die präzise Antwort benötigt noch etwas Zeit, wenn auch die ersten Rückmeldungen während des Messens das MKB bezüglich der zukünftigen Möglichkeiten zur Handhabe der Gegenstände verhalten optimistisch stimmen.