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Forschung zugänglich machen

Am Tag der Provenienzforschung erhält das Publikum spannende Einblicke in die Arbeit unserer Kurator*innen und wissenschaftlichen Mitarbeitenden.

Koroshi ist zum Museumsmaskottchen geworden. Die Holzfigur aus Peru, die immer wieder Printsachen des MKB ziert, diente zur Abwehr von Totengeistern.

Holzmännchen mit dünnen Armen und einem mit Zickzacklinien verzierten Körper, dessen Augen, Nasenlöcher und Mund aus Löchern bestehen.

Was trägt Koroshi zur Provenienzforschung bei?

Am Tag der Provenienzforschung werden Koroshi und seine Wächterkollegen, die momentan in «Memory» ausgestellt sind, einmal mehr im Rampenlicht stehen. An der Abendveranstaltung zeigt Kurator Alexander Brust auf, dass sich Provenienzforschung nicht nur um die Geschichten der Sammler*innen dreht, sondern auch der Einfluss von Akteur*innen in den Herkunftsgesellschaften eine wichtige Rolle spielt.

Er hat bewusst Objekte gewählt, deren Herkunft unproblematisch ist. Anhand dieser Figuren wird er erläutern, wieso sich «aus der Provenienzforschung auch konkrete Fragen und Handlungen für die Zukunft ergeben, wenn wir die Ergebnisse der Forschung und die Anliegen der Herkunftsgesellschaften ernst nehmen.»

Rolle der Kinder

Kuratorin Tabea Buri wird über einen Tesselbund sowie ein Kerbholz für das Christkind sprechen. Sie sagt, anhand des Tesselbunds lasse sich gut zeigen, dass sich die Schweizer Museen beim Sammeln im frühen 20. Jahrhundert manchmal durchaus in einer Konkurrenz-Situation befanden. Und das Kerbholz und dessen Geschichte zeige, welche Rolle Kinder in der Sammlungsgeschichte haben – was bisher nicht thematisiert worden sei.

Kleine Holzstücke sind wie an einer Kette aufgereiht auf einer Schnur.

Was verraten uns Tesseln über das Sammeln in der Schweiz?

Wie wichtig die Vernetzung unter Forschungsinstitutionen ist und wie manchmal auch der Zufall eine Rolle spielt, erklärt Kuratorin Florence Roth anhand des Konvoluts von Karl Braun, das aus Tagebüchern, Familienchronik und Fotoalben besteht. «Dieses ist eine reichhaltige Quelle für ein Forschungsprojekt zur deutschen Kolonialzeit in Tansania an den Museen Stade.» Dort befinden sich die Objekte, die von Braun gesammelt wurden.

Familie involviert

Um Rudolph Iselin, den Neffen von Fritz Sarasin, geht es bei Basil Bucher, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Er hat sich intensiver mit Familienmitgliedern der früheren Direktoren des MKB beschäftigt und ihren Einfluss auf die Erweiterung der Sammlung untersucht. Iselin sei ein interessantes Beispiel. Er habe in fast 40 Jahren über 700 Objekte aus allen fünf Kontinenten zusammengetragen und beim Erwerb verschiedene Rollen eingenommen: Tourist, Forscher, Kunstsammler, Vermittler, Auftraggeber, Erbe und Museumsvertreter.

Schwarz-Weiss-Foto, in den Zentrum ein Oldmobil steht mit Hupe. Im Auto sitzt ein Mann im Anzug mit Tropenhut, vor ihm steht eine Vogelfigur.

Welche Rolle spielte Rudolph Iselin bezüglich der Sammlung des MKB?

Was an diesem Abend präsentiert wird, ist nur ein Teil der Provenienzforschungsarbeit, die täglich im MKB geleistet wird. Bucher etwa ist eingebunden in das Verbundprojekt «Going Home?», das aussereuropäische menschliche Überreste im MKB und im Naturhistorischen Museum Basel untersucht. Brust arbeitet gerade an einem Vortrag über die Sammlungen von Hans Himmelheber aus Alaska und an der Alt-Peru-Sammlung von Carmen Oechsle.

Roth führt punktuelle Recherchen zu Fasnachtsobjekten durch. Buri befasst sich mit Tauschgeschäften zwischen Basel, Hamburg und Zürich. Sie forscht zudem zu bisher wenig beleuchtete Figuren der Sammlungsgeschichte und zur Relevanz der Materialität der Dinge für die Sammlungsgeschichten – alles in Bezug auf die Sammlung Europa zwischen 1900 bis 1936.

Spannend unspektakulär

Buri meint, ein solcher Tag der Provenienzforschung sei wichtig, weil er «öffentliche Aufmerksamkeit für eine Arbeit bringt, die oft erst mit spektakulären Funden in die Öffentlichkeit tritt, obwohl auch die Nicht-Funde oder die wenig spektakulären Ergebnisse relevant für die Wissenschaftsgeschichte sind».

Der Tag helfe, die Bedeutung der Provenienforschung als zentralen Arbeitsbereich der Museen öffentlich zu machen, erklärt Brust. Und fährt fort: «Ausserdem finde ich gerade unsere abteilungsübergreifende Arbeit spannend, weil sie die Vielfalt der Sammlungsgeschichten zeigt.»