Übersicht

Ein originaler Orakelklopfer

Der Weg ins Museum (II): Im Rahmen der Ausstellung «Wissensdrang trifft Sammelwut» beleuchtet diese Reihe den Weg ausgewählter Objekte ins Museum. Wurden sie gekauft, getauscht oder gestohlen?

Selten sind diese Umstände lückenlos belegt: es fehlen genaue Herkunftsangaben, der Weg des Objektes von Herstellung bis An- oder Verkauf ist nicht vermerkt, über die Produzentin oder den Produzenten ist nichts bekannt.

Ein Objekt mit einer gut dokumentierten Einlaufgeschichte wird aktuell in der Ausstellung «Wissensdrang trifft Sammelwut» ausgestellt. Es handelt sich um einen Klopfer aus Elfenbein aus dem südlichen Nigeria.

Zu sehen ist eine vergilbte Karteikarte mit einer kleinen Fotografie des Klopfers. Die Details sind handschriftlich vermerkt, so auch der Verwendungszweck, der Name des Einlieferers und die geografische Herkunft.

Die Karteikarte aus dem Jahr 1915

Der Klopfer wurde vom deutschen Ethnologen Leo Frobenius vor Ort gesammelt und 1915 über einen Zwischenhändler an das Museum weiterverkauft. Als Zusammenhang wurde mitgeliefert, dass es sich bei diesem Objekt um ein Instrument, iroke, des Ifa-Orakels handle. Dieses Orakel, bei dem mit dem Geistwesen Orunmila Kontakt aufgenommen wird, ist seit 2008 immaterielles Kulturerbe der Unesco.

Der Weissagung liegen komplizierte sprachliche und rechnerische Schemata zugrunde, die der Ritualspezialist bei schwierigen Entscheidungen deutet. Zu Beginn der Weissagung klopft der Spezialist mit dem elfenbeinernen iroke auf das Orakelbrett. Dadurch ruft er das Geistwesen Orunmila an.

Leo Frobenius, ein Herr mittleren Alters, sitzt im Anzug an einem Tisch und liest die Zeitung. Mit seiner einen Hand stützt er seine Stirn.

Bereitete ihm das Elfenbein Kopfzerbrechen? (Quelle: Bundesarchiv / Wikimedia Commons)

Der Sammler, der deutsche Ethnologe Leo Frobenius (1873 – 1938), arbeitete in seiner Jugend als Volontär an den völkerkundlichen Museen in Bremen, Leipzig und auch Basel.

Frobenius wurde später zum Honorarprofessor an der Universität Frankfurt ernannt. Als einer der ersten Europäer erkannte er an, dass afrikanische Kulturen eine Geschichte haben.

Der Zuwachs einer Originalsammlung

Die  Sammlung, die er auf seinen Forschungsreisen auf dem afrikanischen Kontinent erweitern konnte, ist umfangreich. Als «Zuwachs einer Originalsammlung» wurde der Teil der Sammlung bezeichnet, der aus der «Deutschen Inner-Afrikanischen Forschungsexpedition» (1910-1912) über einen Händler an das MKB abgegeben wurde.

Originalsammlung heisst hier, dass das Objekt von einem Expeditionsteilnehmer vor Ort gesammelt wurde und er gleich noch den Kontext mitgeliefert hatte.