Übersicht

Matrosenwissen im Depot

Seit 31 Jahren arbeitet Adrian Wisler in der Sammlungsverwaltung des Museums und entwickelt kreative Lösungen für aussergewöhnliche Probleme. Vor seiner Zeit in der Sammlungsverwaltung absolvierte Wisler unter anderem eine Lehre zum Rheinmatrosen. Von seiner Arbeit auf dem Schiff hat er zwei Ideen für die Depots übernommen.

Farbcodes, wenn’s schnell gehen muss

Auf einem Schiff werden Rohrleitungen farblich gekennzeichnet. Hier ist beispielsweise die Frischwasserleitung blau, die Kraftstoffleitung braun, das Seewasser grün. Trotz dieses vermeintlichen Durcheinanders weiss man bei jeder Leitung zu jeder Zeit, was sich darin verbirgt. Diese Kennzeichnungen finden sich auch im Depot, wo die Vielfalt der Materialien der Vielfalt der Leitungen auf dem Schiff gleicht.

Farbcodes, wenn’s schnell gehen muss

An einer Säule befestigt findet man im Depot die bunte Übersicht. Eine Farbe steht für ein Material. Darunter eine Übersicht, welche Schädlinge was verspeisen.

Bei einem  Wasserschaden müssen die gefährdeten Objekte schnell gesichert werden. Hierbei hilft die farbliche Kennzeichnung: Steine (schwarz) sind aufgrund ihrer Beschaffenheit weniger stark gefährdet, von Wasser oder einer hohen Luftfeuchtigkeit beschädigt zu werden. Leder (braun) oder Papier (grau) hingegen sehr. Auch das Trocknen der Objekte wird dadurch bedeutend einfacher, da unterschiedliche Materialien unterschiedlich lange trocknen müssen.

Auf den kleinen, braunen Kisten ist ein Kleber angebracht, der das Material bekanntgibt.

An der Objektkiste ist erkennbar, welches Material sich darin verbirgt. Hier: Keramik.

Auch einem Schädlingsbefall kann man so entgegentreten. Ernährt sich ein Käfer beispielsweise am liebsten von Federn, so kann man schnell und unkompliziert sämtliche Objekte mit Federn ermitteln und auf Befall überprüfen.

Stellen statt hängen

Wie auch im Bauch eines Schiffes ist in einem Depot mit über 320‘000 Objekten jeder Quadratmeter wertvoll. Dem wird Rechnung getragen durch eine Methode, die sowohl Objekte als auch Ressourcen schont.

Adrian Wisler steht vor den Gitterwänden und präsentiert den Zuhörenden die Aufbewahrung.

An einer Depotführung präsentiert Adrian Wisler (l.) die Gitterwände.

An den ausziehbaren Gitterwänden hingen die Objekte früher am eigenen Gewicht, oft an einer Ringschraube. Heute werden sie auf massgefertigte Ablagen gestellt und mit Schnur und Seidenpapier festgemacht.

Vom Schiff kommt hier der «Verkehrte Schlag» zum Zug – ein Seemannsknoten, der es einer einzelnen Person ermöglicht, ein Objekt zu befestigen oder zu lösen. Der Knoten, mit dem am Rhein grosse Schiffe befestigt werden, befestigt im Depot die Objekte.

Fünf rostrote Figuren stehen an der Gitterwand und sind an ihr befestigt.

Bilder und Figuren werden schonend und platzsparend aufbewahrt

Besonders für Bilder ist diese Methode interessant: Sie werden nach Möglichkeit hintereinander gestellt und fixiert. Bis zu vier Bilder können auf eine Fläche gestellt werden, voneinander getrennt von säurefreiem Schaumstoff.

Weil es so gut funktioniert, stösst diese Idee in der Museumslandschaft auf Anklang: Ein grosses Schweizer Museum zieht die Einführung dieser Aufbewahrungsmethode in Betracht, weitere könnten folgen.