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CSI MKB

Es ist ein eiskalter Morgen. Die angelieferten Objekte aus dem Museumsdepot sind gut eingepackt. Ein erster Blick in die zwei menschengrossen Kartonschachteln enthüllt zwei verschnürte rötliche Stoffbündel. Darin befinden sich gemäss Karteikarten Skelette aus Indonesien.

Vier Leute stehen auf dem Foto um einen Seziertisch, auf dem eine grosse Kartonschachtel liegt. Sie ist offen. Darin ist rötlicher Stoff zu sehen.

Die Fachleute besprechen das Vorgehen

Genau dies möchte Kuratorin Beatrice Voirol heute in der Gerichtsmedizin abklären: Sind es Frauenskelette? Was lässt sich dazu sagen? Und ganz speziell: Fehlt ihnen je eine Hand?

An die Hand nehmen

Das Naturhistorische Museum Basel (NMB) ist im Besitz von zwei Händen. Gehören diese zu den Frauen? Kurator Gerhard Hotz hat sie mitgebracht. Auch er ist interessiert, diesen «Fall» zu lösen.

Es sind zwei Fotos zu sehen: Sie zeigen, wie die erste Kartonschachtel durch den Scanner fährt

Das Scannen ist Millimeterarbeit

Forensische Abklärungen sind für das MKB eher selten. Doch sie drängen sich nun im Zuge der Ausstellung «Wissensdrang trifft Sammelwut» auf. Denn die beiden Skelette gehören zu den Exponaten. Die Neugierde ist gross, sowohl bei den Museumsmitarbeitenden wie bei den Rechtsmedizinern. Acht bis neun Personen drängen sich in den winzigen Raum, in dem das Scannen berechnet, überwacht und ausgewertet wird und starren gebannt auf die Bildschirme.

Auf dem Bild ist ein Bildschirm zu sehen. Darauf erkannt man noch etwas undeutlich ein Skelett

So langsam wird der Inhalt der Kartonschachtel ersichtlich

Gescannt werden die Skelette in den Schachteln. Sie erhalten Namen und Geburtsdaten, sonst funktioniert das Programm nicht. Da sie 1924 ins Museum kamen, nimmt man dies als Geburtsdatum.

Wieder sind zwei Fotos zu sehen: Links zeigt ein Bildschirm ein Skelett mit Schmuck, rechts ist auf einem Bildschirm nur der Schmuck zu sehen

Was liegt auf dem ersten Skelett? Es handelt sich um Schmuck, wie auf dem rechten Monitor deutlich wird

Schon auf den zweiten Blick enthüllen sich spannende und unerwartete Strukturen. Bei der ersten Frau sind beide Oberschenkel kaputt, mindestens einer wurde zertrümmert. Sie trägt viel Schmuck.

Es ist eine Frau

Das Skelett liegt verkrümmt, der Kopf ist nach links runter gebeugt. Im Kiefer sind nur zwei Zähne. Daraus wird gefolgert, dass es sich um eine ältere Person handelt. Aus der Form des Beckens ersehen die Rechtsmediziner, dass es sich um eine Frau handelt. Auch der Durchmesser des Hüftgelenkknochens weist auf eine Frau hin.

Gesucht werden nun die Hände. Von allen Seiten besieht sich die Rechtsmedizinerin das Skelett. Sie entdeckt tatsächlich nur eine Hand, aber nicht alle Knöchelchen dazu. Ob sie Osteoporose hatte?

Doch wie im Fernsehen

Im Schädel sind keine Sedimente zu entdecken. Daraus wird geschlossen, dass die Frau nicht begraben wurde. Nun erinnert der Besuch in der Forensik doch ein wenig an die TV-Serien.

Erneut sind zwei Fotos zu sehen: Links ein Monitor, auf dem der ganze Inhalt der Schachtel zu sehen ist, rechts nur Teile des Skeletts

Vom zweiten Skelett werden gewisse Teile herausgefiltert und genau angesehen

Die zweite Person liegt auf dem Bauch. Die linke Hand wird sichtbar. Die rechte fehlt. Und auch der Arm. Diskussionen verursacht ein eigenartiger Gegenstand am Becken. Für eine Rippe ist er zu gerade. Könnte es ein Seeigelstachel sein?

Eine jüngere Frau

An der Hand finden die Experten Gewebereste, Sehnen. Am Oberschenkel ebenfalls. Auch hier wird am Becken deutlich, dass es eine Frau ist. Sie hat mehr Zähne, ist demzufolge jünger als ihre Schicksalsgenossin. Der zweite Arm wird nach langem Suchen doch noch gefunden, aber ohne Hand.

Nach rund drei Stunden sind die ersten wichtigen Fragen geklärt. Doch die Rechtsmediziner wollen die Bilder noch ganz genau auswerten und dem Museum alle Resultate zu einem späteren Zeitpunkt schicken.

Handrätsel ungelöst

Auch die beiden Hände aus dem NMB werden an einem anderen Tag analysiert. Gehören sie zu den Skeletten? Wie wurden sie entfernt? Wir werden es hoffentlich bald wissen.