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Aussen Brot, innen Wachs

Man braucht ein aufmerksames Auge, um an diesem goldbraunen, knusprig scheinenden Laib Brot etwas Verdächtiges zu erkennen. Verraten würde ihn bei genauer Begutachtung wohl das Gewicht, wahrscheinlich der Geruch und ganz bestimmt die darauf notierte Inventarnummer.

1929 wurde dieses Brot ins Museum gebracht – geniessbar ist es schon lange nicht mehr

Dieser Laib Brot ist nicht alleine: In der Sammlung des Museums befinden sich rund 2‘500 Brote und Backwaren, die meisten davon seit vielen Jahrzehnten. Brot gilt nicht als besonders gut haltbar, reagiert auf Feuchtigkeit und steht auf der Speisekarte zahlreicher Insekten. Um das Brot zu konservieren, werden folglich alle Register gezogen. Heute anders als früher.

Wachs, Insektenspray, allerlei Gift

Die angewandten Methoden der Konservierung waren einst so vielseitig wie die Backwaren selbst. «Unsere Backwaren wurden früher teils ausgehöhlt und mit Wachs oder Gips gefüllt, mit Paraloid getränkt oder mit Insektenspray und allerlei Gift eingesprüht», so Claudia Geissmann, Leiterin der Abteilung Konservierung und Restaurierung im Museum.

«Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.»

Paraloid ist ein Kunstharz, mithilfe dessen Oberflächen beschichtet werden können. Ein luftdicht abgeriegeltes Brot, also. Claudia Geissmann ergänzt: «Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.»

Besonders im Umgang mit Giftstoffen gibt es heute grosse Vorbehalte. Der Einsatz von Insektengift wurde ersetzt durch ein Vorgehen namens IPM, ausgeschrieben: Integrated Pest Management.

Stabiles Klima statt Gift

So werden Esswaren, wenn sie denn noch ins Depot gebracht werden, heute mit Stickstoff behandelt, sagt Geissmann. «Danach lagern sie in einem stabilen Klima und werden periodisch kontrolliert. Schädlinge werden von ihnen fern gehalten.»

Die Brote sind also in sicheren Händen. Und wer weiss, welche Geschichten noch über diese Brote erscheinen, wenn sie weitere Jahrzehnte überdauern.