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Basel-Milingimbi und zurück

Das Bild ist aus dem Flugzeug aufgenommen worden. Man sieht ein kleines Rad des Flugzeugs und darunter eine wunderschöne Küstenlandschaft mit viel Sand und Meer.

Die Küste der Arafura-See

Der Blick aus dem kleinen Flugzeug offenbart eine faszinierende Landschaft: Wasserläufe durchziehen das Grün des Landes, Sanddünen färben die Küste in allen möglichen Blauschattierungen. Eine knappe Stunde nach dem Start in Darwin beschreibt das Flugzeug eine Kurve und landet auf der Piste, die aus dem zweiten Weltkrieg stammt.

Milingimbi oder Yurrwi, wie die Insel von ihren etwa 1000 Bewohnern auch genannt wird, ist die grösste Insel der «Crocodile Island Group». Die Inselgruppe befindet sich in Arnhemland im Norden von Australien, einem der Siedlungsgebiete der Aborigines.

Auf dem Bild ist ein Teil einer Wellblechhütte zu sehen. Neben dem Eingang hängt ein Plakat, das vor Krokodilen warnt.

Der Name kommt nicht von ungefähr: Riesige Salzwasserkrokodile leben rund um die Inselgruppe

Aborigines leben bereits seit mindestens 60 000 Jahren in Australien. Wann Milingimbi besiedelt wurde, ist unklar. Bekannt ist aber, dass die Bewohner von Milingimbi immer Handelsbeziehungen mit Einwohnern von Makassar  in Indonesien unterhalten hatten, bis strengere Kontrollen der Hoheitsgewässer dies verunmöglichten.

Rindenmalerei und Flechtkunst

1923 errichtete die Methodistische Kirche auf Milingimbi eine Station, und bald schon wurden über die Mission ethnografische Objekte aus Milingimbi an Museen und Kunsthändler in der ganzen Welt verkauft. Auch das Museum der Kulturen Basel (MKB) kam so zu seinen ersten Sammlungen von Milingimbi-Objekten.

Neben Rindenmalerei und Schnitzerei hatte die Flechtkunst immer einen wichtigen Stellenwert. Während vor allem die Rindenmalereien ab den 1960er-Jahren Berühmtheit erlangten und das MKB eine weitere wichtige Sammlung ankaufte, wurde den Flechtwerken der Frauen nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Heute sind es jedoch vor allem die Flechterinnen, die innovative Werke schaffen, indem sie mit Materialien, Farben und Techniken experimentieren.

Tradition und Einnahmequelle

Vertrieben wird die Kunst der Aborigines meist durch lokale Kunst- und Kulturzentren, wie z.B. das «Milingimbi Art and Culture Centre». Künstlerisches Arbeiten hat bei den Aborigines eine lange Tradition und ist oft die einzige Einnahmequelle.

Das Centre gewann an Wichtigkeit dank eines australischen Projekts. Dieses beinhaltete die digitale Restitution von Milingimbi-Objekten aus Institutionen rund um den Globus. Die Daten dieser Objekte stehen den Menschen in Milingimbi inzwischen zur Verfügung.

Auf dem Bild sitzen vier Frauen auf einer Decke am Boden. Ganz links ist die Kuratorin Beatrice Voirol. Rechts von ihr sitzen drei Weberinnen aus Milingimbi. In der Mitte steht eine Kiste, in der sich die Museumsobjekte befinden.

Drei Flechterinnen sehen sich die MKB-Objekte an

Im Rahmen dieses Projekts reiste ich 2016 und 2017 nach Milingimbi. Mit dabei hatte ich Objekte aus unserer Sammlung, damit sich die Bewohner von Milingimbi nicht nur am Bildschirm mit den Werken ihrer Vorfahren auseinandersetzen konnten, sondern auch real.

Der Austausch erfährt nun eine Fortsetzung: Im September kommen zwei Flechterinnen aus Milingimbi nach Basel. Sie werden mit den Milingimbi-Objekten in der Sammlung arbeiten – u.a. einen öffentlichen Workshop durchführen – und uns ermöglichen, die Objekte besser zu dokumentieren.