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Nicht geheim, sondern diskret

In der Ausstellung «Das Geheimnis – Wer was wissen darf» finden sich auch Gegenstände von Freimaurern. Wir haben den Leihgeber Michael Lang-Alsvik zum Gespräch getroffen.

Ein Mann steht vor den freimaurerischen Gegenständen in der Ausstellung.

Die freimaurerischen Schürzen und Bänder in der Ausstellung «Das Geheimnis» (Foto: Omar Lemke)

MKB: Herr Lang-Alsvik, streben Sie die Weltherrschaft an?

Michael Lang-Alsvik: Ich finde, eine solch plakative Frage darf man auch plakativ beantworten. Ja, ich strebe sie an. Allerdings nicht ich persönlich, sondern die drei Leitsterne der Freimaurerei: Toleranz, Humanität und Brüderlichkeit.  Wenn diese drei die Weltherrschaft hätten, würde es in der Welt schon viel besser aussehen.

Wenn man etwas diskret behandelt, lässt es natürlich sehr viel Spielraum für Spekulation.

Die Gesellschaft der Freimaurer wird als hinter verschlossenen Türen agierende Elite wahrgenommen. Was ist da dran? Was ist geheim, was nicht?

Die Begriffe «Geheim» und «Elite» stammen definitiv nicht von uns, sondern wurden der Freimaurerei zugeschrieben. Wenn man, wie wir Freimaurer, etwas diskret behandelt, lässt es einer aussenstehenden Person natürlich viel Spielraum für Spekulationen, weil sie selbst vielleicht nicht den Zugang hat.

Wie würden Sie diese Begrifflichkeiten denn beschreiben?

Den Begriff «geheim» finde ich nicht so passend, ich würde eher sagen «diskret». Mit Diskretion verbindet man nicht bloss Geheimhaltung, sondern eine Wahrung von gewissen Informationen. Das heisst, auf einer Basis des Vertrauens kann ich mir hundert Prozent sicher sein, dass ein Bruder oder eine Schwester das Anvertraute diskret behandelt. Aus dieser Warte muss man diese Diskretion sehen. Es gibt nicht das freimaurerische Geheimnis. Das freimaurerische Geheimnis ist das eigene innere Erleben, das nicht in Worten und nicht in Bildern ausgedrückt wird.

Wenn ich Ihnen als potenziellen Interessenten erzählen würde, wie eine Aufnahme abläuft, Sie würden es nicht verstehen, weil Sie es selbst nicht miterlebt haben.

Impressionen aus dem Tempelinneren (Foto: Michael Lang-Alsvik)

Das innere Erleben?

Wenn ich Ihnen als potenziellen Interessenten erzählen würde, wie eine Aufnahme abläuft, Sie würden es nicht verstehen, weil Sie es selbst nicht miterlebt haben. Ich würde Ihnen vielleicht, sollte es zu einer Aufnahme kommen, sehr viel wegnehmen. Deshalb hätte es keinen Sinn, Ihnen den Moment meiner Aufnahme zu erzählen. Ich könnte Ihnen das nie so beschreiben, wie es war.  So erkläre ich gerne den Begriff «Geheimnis». Es gibt ja keine Geheimnisse mehr in der Freimaurerei. Wenn man auf YouTube geht, sieht man die Rituale, auf Wikipedia sieht man Tempel von innen und die Bekleidung. Ich habe Ihnen ja selbst manches zur Verfügung gestellt. Das ist kein Problem, das ist ja kein Geheimnis. Deshalb mache ich auch Führungen im Haus, deswegen kann jeder Interessierte den sogenannten Tempel auch sehen. Es gibt nichts mehr zu verheimlichen.

Ist das überall so?

Es gibt auch heute noch Länder in denen man diskreter sein muss als in der Schweiz. Das sind vorwiegend sehr stark Römisch-katholische Länder. Die katholische Kirche hat ein Problem mit der Freimaurerei. In Österreich zum Beispiel ist das der Fall. Ich kenne selbst jemanden, der berufliche Nachteile hat, weil er Freimaurer ist. Das ist auch der Grund, warum ein Freimaurer den anderen nicht outet.

Jede Freimaurerloge ist ein Verein nach Schweizerischem Recht, mit Kassier, Präsidenten und Revisor.

Die Mitgliedschaft an sich ist also nicht geheim?

Wenn Sie mich fragen, ob Herr XY Freimaurer ist, sage ich Ihnen, sie müssen ihn selbst fragen. Es liegt in der Eigenkompetenz, wie weit man sich selbst outen kann und will. Jede Freimaurerloge ist ein Verein nach Schweizerischem Recht, mit Kassier, Präsidenten und Revisor. Es gibt Protokolle, Geschäftssitzungen, Mitgliederlisten. Aber das «Outing» als Freimaurer ist jedem selbst überlassen.

Michael Lang-Alsvik während einer Veranstaltung der Freimaurer (Foto: zVg)

Der zweite Teil des Interviews erscheint in Kürze auf diesem Blog.