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Hieroglyphen durchleuchten

Auf dem Foto sieht man den Abguss der Relieftafel und darauf einen roten Punkt, der vom Scanner ausgestrahlt wird

Das Scannen ist Massarbeit.

Ein roter Punkt tanzt auf dem Abguss der Relieftafeln aus dem Sonnentempel der mexikanischen Stadt Palenque in der Ausstellung «Sonne, Mond und Sterne» leicht auf und ab. Er stammt vom 3D-Scanner, der in rund einem Meter Abstand vom Objekt aufgestellt ist. Wenn Doktor Christian Prager das Okay gibt, d.h. der Scanner richtig platziert ist, wird er ausgelöst.

Vier Mal erhellt der Scanner ein Stück der Tafel, malt Streifenmuster darauf. Kaum ist der Vorgang vorbei, erscheint die gescannte Oberfläche auf Pragers Laptop. Beeindruckend schnell, faszinierend scharf. Die Tafel wird zu neuem Leben erweckt.

Auf dem Foto ist der Scanner zu sehen. Es sind quasi drei Kameras auf einem Stativ. Er leuchtet die Relieftafel aus.
Auf diesem Foto ist die gleiche Situation wie auf dem vorherigen Bild, nur das geometrische Muster auf der Relieftafel, das der Scanner erzeugt, ist etwas anders.

Der Scanner arbeitet in mehreren Schritten.

Eine Woche hält sich der Ethnologe aus Bonn – der ursprünglich aus Aesch stammt – im Museum und unseren Depots auf. Er ist ganz begeistert vom Gipsabguss, der 1883 ins Museum kam und dessen Original auf ca. 690 n. Chr. datiert ist. «Abgüsse sind oft besser erhalten als die Originale und eignen sich deshalb besser», sagt Prager.

Neue Erkenntnisse

Er scannt nebst dem Gipsabguss auch verschiedene weitere Objekte, die Mayainschriften aufweisen. Die Mayakultur gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten. Dank der scharfen Bilder, sind Details besser erkennbar und die Schrift lesbarer. Prager kann sie so besser vergleichen mit anderen Beispielen und daraus neue Erkenntnisse gewinnen.

Das Scannen ist Teil des internationalen Forschungsprojekts «Textdatenbank + Wörterbuch des klassischen Maya» der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Bonn. Ziel sind die Erschliessung des Ausgangsmaterials in einem digitalen Textkorpus und die Kompilation eines Wörterbuchs. Letzteres sowohl als Datenbank wie auch in gedruckter Form.

Das Foto zeigt Christian Prager am Laptop neben der Relieftafel.

In Sekundenschnelle sind die Scans auf dem Computer zu sehen.

«Es zeigt, wie wichtig und wertvoll unsere Objekte sind.»

Und was bringt das Ganze dem Museum? «Unsere Objekte sind Teil der neusten Forschung. Das zeigt und bestätigt, wie wichtig und wertvoll sie sind», sagt Amerika-Kurator Alexander Brust. Er freut sich natürlich auch über die Digitalisierung, die sicher auf die eine oder andere Art den Besucherinnen und Besuchern zugutekommen wird.

Christian Prager hat etwas Geheimnisvolles entdeckt. Mehr hier demnächst.