Zwölftausend Dinge

Anfänge der Sammlung Europa

26. April 2024 – 27. April 2025

Jedes Ding aus der Sammlung Europa hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Die Ausstellung enthüllt spannende, skurrile und auch tragische Schicksale und beleuchtet auch die Menschen, denen die Dinge zu verdanken sind.

Zwölftausend Dinge aus Europa wurden im Museum der Kulturen Basel zwischen 1900 und 1936 gesammelt. Festgehalten in einem sogenannten Einlaufbuch. In einer Kopie davon können die Besucher*innen zu Beginn der Ausstellung blättern und sich als Forscher*innen betätigen. Sie entdecken, was gekauft, getauscht oder geschenkt worden war. Woher die Dinge kamen, zu welchem Preis und von wem.

Einigen Personen begegnen die Besucher*innen danach wieder. Zum Beispiel dem Museumsabwart, dem nahegelegt worden war, in seinen Ferien im Jura nach volkskundlichen Dingen zu suchen und welche mitzubringen. Oder Eduard Hoffmann-Krayer, dem damaligen Vorsteher der Abteilung Europa. Er «schmuggelte» quasi seinen eigenen mehrteiligen Herrenanzug in die Sammlung. Sowie dem kleinen Mädchen aus Uri, das einiges auf dem Kerbholz hatte – aber in gutem Sinne. 

Ewige Liebe
Die rund 370 Dinge in der Ausstellung vermitteln ein anschauliches Bild vom Leben in Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es sind Dinge des Alltags, Glaubens und Aberglaubens. Rund 130 Amulette zeigen, wovor die Menschen sich fürchteten, was sie sich zur Abwehr des Bösen, zum Schutz ihrer Gesundheit oder als Glücksbringer umhängten.

Ein auf den ersten Blick unauffälliges Ding ist ein Teigkringel aus Serbien, der 1919 ins Museum kam. Doch der Schein trügt: Der Kringel ist aus Frauenmilch und Mehl hergestellt. Wurden solche sehr seltenen Kringel den Ehemännern zu essen gegeben, sollte das dem Paar ewige Liebe garantieren.

Der Erste Weltkrieg
Prägend für jene Jahre und fürs Museum war der Erste Weltkrieg. Knappe Finanzen und geschlossene Grenzen erschwerten die Sammeltätigkeit. Ein grosser Buddha aus Japan etwa blieb in einem sicheren Hafen stecken.

Doch Menschen brauchten Geld und verkauften eher Dinge. Wie die Hotelangestellte aus Uri, die Spielzeug veräusserte oder eine gewisse Anina Grass aus dem Engadin, die Paradehandtücher und andere Heimtextilien an den Museumsmann brachte, mit viel Handelsgeschick.

Interessant auch, dass Sammler*innen in Kriegsgebiete geschickt wurden, zum Beispiel das Ehepaar Julius und Anna Konietzko auf den Balkan. Sie brachten viele Dinge von dort mit. Und dank von Soldaten angefertigter Sachen eröffneten sich gar neue Sammelbereiche.

Ein paar der Dinge erhalten übrigens ganz spezielle Aufmerksamkeit: Sie wurden zu Comics verarbeitet, erzählen in Monologen von sich selbst oder finden sich in Geschichten wieder, die extra für Kinder aufbereitet wurden. Und die Besucher*innen können sogar mit fünf Dingen chatten.

 

Die Begleitpublikation «Wie die Dinge zusammenkamen» ist auf Deutsch im Museumsshop oder im Buchhandel erhältlich.