Extractive Zones

02. Juli – 17. Oktober 2021

Die Mensch-Umwelt-Beziehungen verändern sich durch Eingriffe von extraktiven Industrien und Wissenstechnologien radikal. Die Ausstellung erprobt vor diesem Hintergrund einen kritischen Dialog zwischen Gegenwartskunst und Museumsobjekten.

Ökozide prägen unsere Gegenwart und auch das Ende eines anthropozänen Denkens, in dem der Mensch im Zentrum stand. Die gezeigten Arbeiten führen lokale und verkörperte Wissensbestände von menschlichen/nicht-menschlichen Beziehungen zusammen. Dabei sollen die vielschichtigen Wissensgeschichten der Objekte sichtbar werden, um Reflexionen – angeleitet von einem dekolonialen Verständnis – anzustossen und ein Terrain alternativer Geschichtsschreibung freizulegen.

«Extractive Zones»
«Extractive Zones» handelt von sozialen Ökologien und den – häufig indigenen – Räumen, die einerseits bis heute durch eine hohe Biodiversität und andererseits durch eine lange Geschichte des Ressourcenabbaus, durch (neo)koloniale Beziehungen und Extraktivismus geprägt sind. Die gezeigten Arbeiten verweisen auf die Bedeutung ignorierter Wissenspraktiken und -systeme von alternativen Entwürfen der Welt jenseits des Fortschrittsdenkens. Gegenwartskunst und ethnografische Objekte reflektieren extraktive Praktiken und Potenziale von Regeneration ganz unterschiedlich. Im Dialog miteinander zeigen sie alternative Handlungsperspektiven und mögliche Formen des Zusammenlebens neu auf.

Soziale Ökologien
Die sensiblen Arbeiten von Abel Rodríguez sind eine gewichtige Stimme zum Erhalt des kolumbianischen Regenwaldes. Claudia Salamanca geht der ethnobotanischen Wissensproduktion über Amazonien nach und dokumentiert Leerstellen von Wissen und Politiken des Ressourcentransfers. Maria Thereza Alves untersucht die kontaminierte Landschaft in Minas Gerais in Brasilien als Zeugnis des Bergbaudesasters in Mariana anhand kolonialer Medien der Kartographie. Die mit der Vermessung der Welt verbundenen Akteure und Konflikte um Landschaften lassen sich an den Aufzeichnungen der Ethnologen Felix Speiser und Manfred Rauschert festmachen. Als Community basierte Arbeiten im südlichen Afrika legt Uriel Orlow alternative Anbau- und Heilpraktiken frei und thematisiert die Ungleichheit einer globalen, (neo)kolonialen, pharmakologischen Wissensproduktion. Rituelle Figuren der Ocaina und Witoto verweisen auf die Folgen des bis heute andauernden Ressourcenabbaus in Amazonien, der mit dem Kautschukboom begann. Sie verweisen auch auf die durch indigene Gesellschaften geforderte Aufarbeitung dieser Geschichte. Carolina Caycedo porträtiert Wasser als eigene Handlungsmacht. In Form einer Selbstheilung lässt sie den vom Megaprojekt des Hidroituango Staudamms bedrohten Cauca-Fluss in Kolumbien erzählen.

Co-Kuration und -projektleitung: Liliana Gómez, in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich, Universität Kassel und documenta Institut, unterstützt durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF).

Die Ausstellung ist auch Teil des Programms von CULTURESCAPES 2021 Amazonas.