Memory

Momente des Erinnerns und Vergessens

Dauerausstellung

Wie erinnern sich Menschen an denkwürdige Momente, Personen und Orte? Oft anhand von Dingen. 400 Objekte aus der Museumssammlung zeigen die vielfältigen Formen und kulturellen Praktiken des Erinnerns, aber auch des Vergessens.

Das ganze Leben hindurch bewahren Menschen für sie wichtige Ereignisse und Personen im Gedächtnis. Die Ausstellung beginnt mit sehr persönlichen Erinnerungen – festgehalten in Poesie- und Fotoalben oder Taufbriefen. Ein wandfüllender Setzkasten mit Souvenirs verdeutlicht zugleich, dass Erinnerungen oft an Dinge geknüpft sind. Über 400 Exponate aus der Museumssammlung zeugen davon. Sie bergen Persönliches wie Geburten, Hochzeiten oder den Tod. Sie erinnern aber auch an gesellschaftliche Ereignisse, an Kriege, Katastrophen, Grenzöffnungen oder Unabhängigkeitstage.

Gedächtnisstützen
Die Ausstellung zeigt, wie diesen Momenten gedacht wird – oder wie sie verschwiegen respektive vergessen werden. Es gibt hierbei unterschiedlichste Praktiken und Formen. Aufgedeckt werden auch die Gemeinsamkeiten. So sind zum Beispiel Gedächtnisstützen gegen das Vergessen auf der ganzen Welt verbreitet. Die Inka in Peru machten Knoten in Schnüre, um Daten und Geschichten aufzuzeichnen. Und in der Schweiz wurde auf Kerbhölzern festgehalten, wer wann Wasser brauchen durfte.

Plakativ
Grosse Epen und heilige Schriften garantieren seit Jahrtausenden, dass Erfahrungen und Geschichte nicht in Vergessenheit geraten. Bibel, Tora, Koran, Heilungsrollen aus Äthiopien und Heilungsbücher der Batak aus Indonesien sind hierfür eindrückliche Zeugnisse. Diese Schriften wurden von Gelehrten verfasst. In den 1980er-Jahren hielten soziale Organisationen, Künstlerinnen und Politiker Ereignisse auf Stoffen, Gemälden und Plakaten fest: die Dekolonisierung, das Ende der Apartheid in Südafrika oder Missstände, Gewalt und Unterdrückung in lateinamerikanischen Diktaturen.

Im Gedenken
Die Ausstellung endet mit dem Gedenken an die Toten. In Europa erinnern Haarbilder, Steinmonumente und Grabkreuze an die Verstorbenen. In Mexiko werden die Toten am «Día de los Muertos» fröhlich gefeiert. Witzige Skelettensembles tanzen dabei auf einem Ausstellungspodest. In Peru hingegen schafft die Ethnie der Matsiguenga hölzerne Wächterfiguren zum Schutz vor den Toten.

Videotranskription

Text zum Video «Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens»

Der Titel «Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens» wird eingeblendet. Nahaufnahme einer Schachtel mit unterschiedlich grossen Steinen. Es handelt sich um Bruchstücke der Berliner Mauer. Einige der Steine enthalten Farbreste oder von Hand geschriebene Inventarnummern.

((Schnitt))

Blick auf eine beleuchtete Wand der Dauerausstellung «Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens». Ein wandfüllender Setzkasten zeigt unzählige kleine Objekte und Souvenirs.

((Schnitt))

Nahaufnahme einer kleinen venezianischen Gondel aus Silber mit blauem Bootsrumpf. Der Gondoliere ist eine kleine weiss-blaue Plastikfigur, zusätzlich sitzt eine kleine Plastikfigur in der Gestalt einer Frau in der Gondel.

((Schnitt))

Ansicht verschiedener weisser Schachteln, die aufwendig ausgearbeitet sind; die Schrift auf den Schachteln ist goldig, die Inhalte – zum Beispiel Steine – sind sorgfältig angeordnet.

((Schnitt)

Blick in die Ausstellung. Einzelne kleine Objekte werden im wandfüllenden Setzkasten präsentiert. Eine Nahaufnahme zeigt eine bronzefarbene Figur von Wilhelm Tell, gefolgt von einem kleinen farbigen Reisebus, ein Reisesouvenir aus Haiti.

Kurator Alexander Brust spricht aus dem Off. Während er spricht, erscheinen weitere Objekte. Zuerst eine Figur aus Ton, es ist ein Mann mit Kind. Ein weisser Stoffbeutel mit der Aufschrift «Holy Land Earth Israel» wird gezeigt. Es folgen antike Fotoalben, Poesiealben mit Nachrichten in alter Handschrift und dem Porträt einer Frau sowie dem Bild eines Engels. Ansicht auf drei Taufbriefe, die illustriert und gerahmt sind.

Kurator Alexander Brust:

«Erinnerungen gehören zum Leben. Von Reisen etwa bringen wir Souvenirs mit. In Fotoalben halten wir bedeutende Momente fest, in Poesiealben verewigen sich für uns wichtige Menschen. Wir schaffen Dinge gegen das Vergessen.»

Klaviermusik ertönt.

((Schnitt))

Blick in die Ausstellung. Während der Kurator Alexander Brust aus dem Off spricht, sind verschiedene Skulpturen aus Holz in einem grossen Ausstellungsraum zu sehen.

((Schnitt))

Eine Wand mit 20 Zeichnungen, die Szenen aus dem grossen indischen Ramayana-Epos zeigen. Die Bilder sind neben- und untereinander zu einem grossen Rechteck angeordnet.

((Schnitt))

Blick in einen weiteren Raum der Ausstellung: Zahlreiche Bilder, Tücher und Plakate zeigen Ereignisse wie die Dekolonisierung, das Ende der Apartheid in Südafrika oder Missstände, Gewalt und Unterdrückung in lateinamerikanischen Diktaturen.

((Schnitt))

Ein mexikanisches Mariachi-Ensemble aus Skeletten, mit Flöte, zwei Geigen, Klarinette und Sänger, das auf einem Ausstellungspodest tanzt. Die Figuren sind aus Papier-Maché. In Mexiko wird am Día de Muertos fröhlich gefeiert und der Toten gedacht.

((Schnitt))

Eine Sammlung von schmiedeeisernen Grabkreuzen aus dem Alpenraum.

Kurator Alexander Brust steht in der Ausstellung:

«Die Ausstellung «Memory» gibt Einblicke in die vielfältigen Formen und Praktiken des Erinnerns und Vergessens. Anhand von 400 Objekten, ausschliesslich aus der Sammlung des Museums der Kulturen, zeigen wir, wie Gruppen, also Familien oder Gesellschaften wichtige Ereignisse wahrnehmen, im kollektiven Gedächtnis bewahren, weitergeben oder verschweigen.»

((Schnitt))

Blick auf die 20 Zeichnungen, die die Szenen aus Indien zeigen. Die Bilder sind neben- und untereinander zu einem grossen Rechteck angeordnet.

Kurator Alexander Brust spricht aus dem Off. Gleichzeitig werden unterschiedliche Objekte gezeigt: Ein Bambusrohr, auf dem Szenen aus der Geschichte der Kanak, einem Volk aus Neukaledonien, eingraviert sind. Ein Kerbholz mit Zahlen sowie Dutzende nebeneinanderliegende Schnüre, die mit Knoten versehen sind, sogenannte khipu. Im Inka-Reich wurden buchhalterische, statistische und strategische Angaben sowie Erinnerungen an historische Ereignisse in Knotenschnüren übermittelt. Es folgen auf einer Schnur aufgereihte Holzstücke mit Kerben sowie eine Steintafel mit dem eingeritzten Abbild eines Nashorns.

Kurator Alexander Brust aus dem Off:

«Vergessen ist etwas sehr Menschliches. Dagegen schaffen wir Gedächtnisstützen, die uns beim Erinnern helfen. Mit Eselsbrücken, Knoten, Kerben oder Bildern werden Daten und Ereignisse aufgezeichnet.»

((Schnitt))

Blick auf ein grosses Stoffbild an der Wand. Das Bild stellt ein grosses indisches Epos dar.

((Schnitt))

Vitrinen mit heiligen Schriften wie Bibel, Thora, Koran, Heilungsrollen aus Äthiopien sowie Heilungsbücher der Batak aus Indonesien.

((Schnitt))

Eine Wand mit Masken und Skulpturen aus Holz sowie ein Gedenk-Kopf aus Benin-City, ein mobiler und farbenfroher Erzählaltar aus Indien, eine lederne Landkarte aus Tecamachalco, Mexiko, Tikal-Tafeln der Maya sowie weitere Figuren aus Metall.

Kurator Alexander Brust spricht im Off:

«Grosse Epen und heilige Schriften werden über lange Zeiträume schriftlich oder mündlich weitergegeben. Ob auf Papier oder Stoff aufgedruckt, in Stein gemeisselt, in Holz gekerbt oder in Metall gegossen – Erinnern wäre ohne Dinge nicht denkbar.»

Klavier ertönt. Kurator Alexander Brust spricht im Off:

«Die Ausstellung lädt zur Reflexion über die Bedeutung von Vergangenem für die Gegenwart und die Zukunft ein. Sie regt an, über eigene Erfahrungen und Erinnerungen nachzudenken.»

ENDE