Zank im Depot
Quentin Ehrmann-Curat aus Frankreich und Trevor Isaac aus Kanada suchten vor einigen Monaten unsere Depots auf, weil sie sich für die rund drei Dutzend Objekte interessierten, die wir aus dem Gebiet des heutigen British Columbia in Kanada besitzen. Beide forschen im musealen Kontext zum Kunsthandwerk der Kwakiutl oder besser der Kwakwaka’wakw, also der Kwak’wala sprechenden Gruppen, zu denen auch Trevor Isaacs Familie gezählt wird.
Wie Gross- und Kleinbasler

Über 100 Jahre alte Maske aus Holz und Leder der Kwakiutl-Indianer
Viele der Objekte, die unser Kurator Alexander Brust ihnen zeigte, zeugen von den beeindruckend elaborierten Schnitztechniken, für welche sowohl die Kwakwaka’wakw, als auch die ebenfalls an der Nordwestküste beheimatete First Nation der Haida bekannt sind. Gerade wollte ich da anknüpfen und von den positiven Erfahrungen naher Freunde und meiner Familie in Haida Gwaii, einem Gebiet der Haida, erzählen, als Trevor Isaac etwas verärgert erklärte: Viele der Kunstwerke, die den Haida zugeordnet würden, seien eigentlich den Kwakwaka’wakw zu verdanken. Und – mit einem Augenzwinkern –, dass letztere überhaupt die besseren Schnitzer seien.

Ebenfalls über hundertjähriger Pfeifenkopf der Haida aus Tonschiefer
Ich wartete also noch etwas zu. Nach und nach zeichnete sich ab, dass zwischen den beiden Gruppen offenbar ein ziemlicher Konflikt herrscht. Dieser wird nicht mehr wie früher kriegerisch ausgetragen, äussert sich aber immer noch über Zankereien, die in etwa mit dem Konkurrenzverhalten zwischen Gross- und Kleinbasel zu vergleichen sind.
Heimliche Sympathieträgerin
Das bestätigte sich schliesslich, als Trevor Isaac uns erklärte, wie die Haida (im Englischen Haidas) zu ihrem Namen gekommen seien. Wenn die Kwakwaka’wakw jeweils in Haida Gwaii einfielen, habe man sich feige zugerufen: «The Kwakiutl are coming! Hide us!» Ich behielt also, selber etwas feige, meine Haida-Sympathien bis zum heutigen Blogbeitrag für mich.